20. Juni 2013
Nun bin ich schon wieder 3 Monate zurück in Hamburg und langweile mich.
Arbeit scheint nicht viel zu sein. Selten, dass die Disponenten mich anrufen und ich schaffe kaum den Zuverdienst im nächsten Monat abzusichern, geschweige denn auf Vorrat Stunden anzusammeln.
Statt dessen sitze ich vor dem PC, spiele ein wenig, chatte mit Hossam, der Sommerferien hat und schaue, ob ich auf dem Reisemarkt etwas finde.
In Hamburg haben gerade die Sommerferien begonnen und die Nachrichten bringen Bilder vom vollen Hamburger Flughafen.
Trotzdem habe ich heute früh einen Billigflieger nach Hurghada/Ägypten gefunden und konnte tatsächlich auch für den 24. Juni buchen.
Ein paar Minuten später habe ich auch eine Reservierung im „Triton Empire Inn“ für eine Woche.
Nun, dann fliege ich halt mal nach Hurghada zum Baden im Roten Meer. Klar ist mir bewusst, dass es eigentlich wieder mal so ein Schnellschuss von mir ist, eine blöde Idee, gerade im Hochsommer in die Wüste zu fliegen.
Ich chatte mit Hossam und er ist begeistert über ein paar Tage, die er während seiner Semesterferien außerhalb von Kairo verbringen kann.
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Juni 2013
Geschlafen habe ich die Nacht nicht. Ich mache mich vor drei Uhr in der Frühe auf den Weg, denn das Flugzeug der Condor Airlines soll bereits um 6:10 Uhr abheben. Ich nehme also den Nachtbus zum Hauptbahnhof und von dort die erste S-Bahn zum Flughafen, den ich auch gegen 4:30 Uhr erreiche.
Noch 90 Minuten Zeit und ich stelle mich an die kürzeste der 5 oder 6 Schlangen an, um meine Bordkarte zu bekommen. Es geht auch zügig voran.
Vor mir wartet eine Familie mit zwei Kindern und als diese Familie am Schalter steht, geht nichts mehr in dieser Schlange. Ich habe wieder mal das Pech, dass ausgerechnet direkt vor mir Leute mit abgelaufenem Pass reisen wollen.
Die Sicherheitskontrolle verläuft aber vollkommen problemlos nur der Weg zum Gate B 20 ist ganz schön lang … eben die Ecke für Billigflieger.
Das Flugzeug startet pünktlich, an Schlaf ist aber nicht zu denken. Die Hälfte der Passagiere sind aufgeregte Kinder, die in meine Ohren schreien und mir auf meinem Sitz in den Hintern treten.
Zum Frühstück gibt es ein aufgebackenes Brötchen und einen kleinen Joghurt.
Der Blick aus dem Fenster beim Landeanflug auf Hurghada ist aber wohl einer der Schönsten. Wir kreisen über Inseln im Golf von Suez, die in allerschönsten Farben leuchten und nicht nur ich bin begeistert, auch andere Reisende sind voll des Staunens.
Der Wolkendampfer landet also pünktlich und Vertreter etlicher Reiseveranstalter erwarten die Gäste und die Touristenabzocke beginnt. Unverständlich mir, wie es sein kann, dass deutsche Reiseanbieter in ihren Vertragsbedingungen den Visapreis mit 25 € festgeschrieben haben, zu zahlen an den ägyptischen Mitarbeiter vor Ort. Ich kaufe mein Visa natürlich zum offiziellen Preis vom 15 $ am Bankschalter und lasse mir das Restgeld auf meine 50 € in LE (Ägyptische Pfund) auszahlen.
Der Koffer am Band war auch schön schnell angekommen und am Ausgang steht ein strahlender Hossam. Nach einer Zigarette erkundige ich mich, ob öffentliche Busse in die Stadt fahren oder uns einer der unzähligen Busse der Reiseagenturen mitnehmen würde, allerdings ohne Erfolg. Uns bleibt nichts anderes übrig als ein Taxi zu nehmen – und das sah gar nicht aus wie ein Taxi …
Hotels mit Namen Triton gibt es mehrere und das, wo ich reserviert hatte, hat über dem Eingang den Namen „Three Corner Hotel“ stehen.
Checkin Zeit ist eigentlich erst 14 Uhr aber wir können ohne weiteres sofort die Anmeldeformalitäten erledigen. Ein alkoholfreier, süßer Begrüßungstrunk wird gereicht und wir bekommen Karten zur Ausleihe von Hotelhandtüchern und – obwohl ich nur Übernachtung reserviert hatte – auch Karten für das Frühstücksbuffet. Ich zahle die knapp 80 € für unsere Woche Aufenthalt und haben unser Zimmer im 4. Stock mit Aussicht auf die Straße und das Meer in ungefähr 300 Meter Entfernung.
Das Zimmer ist sehr groß, sauber und macht insgesamt einen sehr guten Eindruck. Allerdings gibt es nur zwei Steckdosen und die sind durch Fernseher und Kühlschrank bereits belegt. Die mitgebrachte Steckdosenleiste hilft über diesen Engpass hinweg. Reisende heutzutage brauchen halt andauernd Strom für diverse elektrische und elektronische Gerätschaften …
Wir erkunden die Stadt, essen Dinner in einer einfachen ägyptischen Gaststätte und am Abend sitzen wir im Hotel am Pool, weil Hossam meinte, da wäre eine Party … es war allerdings nur die übliche abendliche beknackte Animation.
Gegen 23 Uhr als die „Party“ dann vorbei war, sind wir in die Bar gegenüber gegangen, um ein Bier bzw. eine Kola zu trinken. Wi-Fi for free ... da ist Hossam sogar noch mal los, den Laptop zu holen.
Klar kann man auch im Hotel Zugang zum Internet erhalten, das aber für 30 LE die Stunde.
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Juni 2013
Gegen 8 Uhr wache ich auf, wecke Hossam und wir gehen zum Frühstück. Ist nicht besonders gut aber auch nicht so, dass man nicht satt werden würde. Das Übliche eben …
Danach sind wir eine Weile am Poolbereich im Innenhof, suchen nach einem weiteren Pool auf der Terrasse im 1. Stock, der uns aber auch nicht gefällt und beschließen an den Strand zu gehen, den wir dann prompt nicht finden.
Zurück steht vor dem Hotel ein Shuttle-Bus zum Strand und wir steigen ein, warten 10 Minuten auf die Abfahrt, um dann vor einem Hoteleingang 300 Meter in Sichtweite unseres Hotels zu landen,
Durch die Rezeption hindurch geht es zum Hotelstrand. Dort sind etliche Liegen frei, Auflagen sind vorhanden und wir bekommen auch ein Hotelhandtuch für die Karte.
Gegen 14 Uhr wird es Zeit für Lunch und wir gehen in ein Restaurant, um Spaghetti zu essen. „Überbackener Nudelauflauf“ würden ich das Gericht benennen und versuche Hossam die verschiedenen Sorten italienischer Nudeln beizubringen.
Wir quatschen auch die meiste Zeit über Gott und die Welt, wobei Hossam sein bevorzugtes Thema die uns umgebende jüngere weibliche Gesellschaft ist, was mich nun weniger interessiert.
Die restliche Zeit säuselt er am Handy seine Freundin in Kairo voll oder unterhält sich mit Bruder und Eltern.
Um unabhängig von Hotel zu sein und nicht zu oft in die Bar zu müssen, kaufen wir einen Stick und den Zugang zum mobilen Internet, was mit der Freischaltung und Installation auch nicht so schnell zu erledigen ist.
Zu Abend haben wir ein halbes Hähnchen und auch wieder überbackene Nudeln aber es ist schmackhaft und preiswert.
Hossam probiert den von mir mitgebrachten Metaxa … und meint, das würde so schmecken, wie Jodtinktur, die er von der Versorgung kleinerer Blessuren aus Kinderzeiten kennt ?!
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Juni 2013
Das Leben hier wird eintönig. Es gibt kaum was zu berichten. Das Hotel hat den ersten Eindruck bestätigt. Der Service ist gut, die Mitarbeiter freundlich und zuvorkommend, was nicht unbedingt selbstverständlich in Ägypten ist und vom Wetter zu berichten ist ohnehin vergeblich – es ist heiß und trocken.
Ausgiebiges Frühstück, Stunden auf der Sonnenliege und ein kurzer Spaziergang durch die Stadt.
Am Abend dann in eine der zahlreichen Bars auf ein Bier … das war\'s auch schon.
4. Juli 2013
Ich habe unseren Aufenthalt bis zum heutigen Tag verlängert, wofür ich allerdings annähernd das Doppelte pro Tag gelöhnt habe. Mit Wechsel des Monats erfolgte eben auch die Preiserhöhung, obwohl immer noch nicht mehr Ausländer in Hurghada anzutreffen sind.
Ich bevorzuge eigentlich Coffeeshops, in denen auch Einheimische sitzen. Ist aber nicht die entspannte Atmosphäre, die ich von meinen vorherigen Aufenthalten her kenne. Die Einheimischen unterhalten sich erregt, aufgepeitscht durch die politische Situation. Da kann es bei der arabischen Mentalität schon zu Handgreiflichkeiten kommen und ich wahre doch besser Abstand, zumal ich kein Wort verstehe – ausgenommen den Namen „Morsi“ - und Hossam mich nicht in die Problematik einweiht.
Ich mache mir trotzdem so meine Gedanken. Wenn es in den USA oder bei uns der Regierung einfallen würde, nicht nur das Mindesteinkommen, sondern auch das maximale Einkommen festzulegen, würde ich der jeweiligen Regierung auch keine Überlebenschance einräumen.
Während seiner Amtszeit von einem Jahr hat Morsi aber nicht nur das bewerkstelligt, er hat auch die Situation der Rentner verbessert, hat Investoren in das Land geholt, eine Fabrik für Computer mit Hilfe von Samsung bauen lassen, hat sich dem maroden Bildungssystem angenommen und Lehrer eingestellt, unter der Regie von SEAT produziert Ägypten jetzt eine eigene Automarke und eine Service- und Reparaturwerft direkt am Suezkanal spart der Seefahrt so manche Seemeile.
Es ist vor allem die Vetternwirtschaft der Moslem-Bruderschaft, die die Bevölkerung auf die Palmen gebracht hat.
Die wirtschaftlichen und sozialen Erfolge sind aus meiner Sicht gewaltig. Vergleicht man das mit der Umsetzung der Ziele, die z.B. Obama für sein Land propagiert hatte … na ja …
Zurück zum Reisebericht:
Wir buchen einen Reisebus von Hurghada nach Kairo mit Abfahrt um 10:30 Uhr.
Die Reise geht größtenteils entlang der Küste am Roten Meer, vorbei an vielen leerstehenden Hotelanlagen und Touristenressorts, vorbei an Baustellen für weitere Unterkünfte in diversen Phasen der Fertigstellung. Ich weiß, das es weiter südlich um Marsa Alam die gleiche Situation gibt – und in Kairo herrscht bitterste Wohnungsnot.
Hossam begleitet mich noch in mein Hotel in der Gartenstadt, einem Viertel Kairos nicht weit entfernt vom Nil und dem Zentrum. Dass er Ägypter ist, hilft mir wenig. Auch ihn hauen die Taxifahrer über\'s Ohr und ich bezahle zu viel für die Fahrt.
Mohammed, sein Bruder hat um 19 Uhr Feierabend und mit ihm und einem Trainee der Agentur, für die Mohammed arbeitet, verbringe ich den Abend.
Hossam hatte versprochen, mich am Vormittag abzuholen. Sein Vater wird mir die Haare schneiden (er ist Friseur und hat einen eigenen Salon in der Talat Harb) und zum Dinner bin ich bei der Familie eingeladen, sodass wir am späten Nachmittag nach New Giza fahren müssen. Da es Freitag ist und die Situation im Zentrum, rund um den Tahirplatz, angespannt, halte ich es für eine gute Idee, den Großteil des Tages etwas abgelegener zu verbringen.
Gegen 14 Uhr bekomme ich einen Anruf von Hossam, dass er in ca. einer Stunde bei mir sein wird … eine sehr großzügige Auslegung des Begriffes „Vormittag“.
Wir sind gegen 17 Uhr bei seiner Familie, ich werde mit orientalischer Gastlichkeit verwöhnt, bekomme meine Haare geschnitten und das Essen ist köstlich. Wir besuchen den „Stamm Coffee-Shop“ und Hossam und ich fahren gegen 22 Uhr Richtung Innenstadt, um mich zu meinem Hotel zu bringen. Allerdings gelingt es dem Taxi nicht, den Nil zu überqueren. Vor einer für Fahrzeuge gesperrten Brücke steigen wir aus und versuchen zu Fuß unser Glück.
Wir hören Gewehrfeuer aus automatischen Waffen und Schwaden von Tränengas kommen uns entgegen. Hossam fragt sich durch und bekommt offensichtlich sich widersprechende Informationen.
Letztlich unterqueren wir den Nil mit der U-Bahn. Am Ausgang nahe dem „Semeramis Hotel“ stehen Panzerwagen, deren Mündungsrohre aber in die entgegengesetzte Richtung zielen.
Wir erreichen unbeschadet unser Ziel und Hossam sprintet zurück zur U-Bahn, um noch vor der nächtlichen Betriebspause eine Bahn zu erwischen. Ich hatte ihm angeboten, auch für ihn ein Zimmer anzumieten aber er hat für den nächsten Morgen eine Verabredung mit seiner Freundin, die er auf keinen Fall verpassen möchte … verstehe ich.
6. Juli 2013
Mohammed hat mir versprochen, mich um 8 Uhr vom Hotel abzuholen und er ist pünktlich!
Um 9 Uhr beginnt seine Arbeitszeit in der Reiseagentur und wir gehen zu Fuß am Nil entlang zum Tahirplatz. Der ist voller Müll von der Demo am Abend zuvor aber es stehen auch Händler, die ihre Waren verkaufen wollen da und Müllmänner sind mit Aufräumarbeiten beschäftigt. Es gibt einen Menschenauflauf – nicht politisch begründet, man hat einen Dieb gefangen.
In Mohammeds Büro buchen wir einen Flug für 20 Uhr nach Bangkok via Manama (Bahrain) mit Gulf Air für 2.000 LE und danach beschließt Mohammed, einen Tag frei zu nehmen und den Tag mit mir zu verbringen.
Zurück im Hotel erfahre ich, dass es heute am Sonnabend kein Frühstück gibt. Am gestrigen Freitag bekam ich erst nach 9 Uhr Frühstück, weil da Feiertag war … ansonsten war das „New Garden Hotel“ recht anständig für die 10,- € pro Nacht, etwas angestaubt und „old fashioned“ aber durchaus gemütlich und mit sehr freundlichem Personal.
Wir kaufen Kekse beim Bäcker und haben unseren Kaffee am Straßen-Cafe.
Wir verbringen Zeit in der Lobby des Hotels, ich packe meinen Koffer und checke rechtzeitig aus, obwohl das Hotel bestimmt nicht das Zimmer für anreisende Gäste benötigt. Ich war wohl der einzige Gast …
Hossam kommt gegen 13 Uhr und wir gehen in ein ägyptisches Schnellrestaurant in der Tahir Road. Mohammed verabschiedet sich dann doch, um in sein Büro zu gehen und bis Feierabend dort – ich glaube mal – nichts zu tun.
Hossam und ich nehmen ein Taxi zum Flughafen und planen für die Fahrt 2 Stunden ein. Tatsächlich sind schon wieder etliche Straßen gesperrt und der Taxifahrer ist laufend damit beschäftigt, sich mit Kollegen über Wege und Möglichkeiten auszutauschen.
Er ist aber wohl nicht der hellste Kopf seiner Zunft. Wie eine Stubenfliege nicht lernt, dass dort eine Fensterscheibe ist und andauernd dagegen fliegt, versucht unser Fahrer wohl an die 4 Male die Straße zu befahren, an der er schon beim ersten Mal an der Barikade landete.
Irgendwann gelingt es ihm dann aber doch einen Weg drumrum zu finden und wir sind gegen 17 Uhr am Airport – allerdings nicht am Terminal 1. Ich hatte wohl gesehen, dass unser Kurs ein anderer war als ausgeschildert. Als wir dann ausgestiegen sind, waren wir am alten Flughafen und mussten noch ein anderes Taxi anheuern, um die restlichen ca. 3 km zu bewältigen – ja, auch Hossam muss noch viel lernen aber mit gerade mal 18 Jahren ohne jegliche Reiseerfahrung hat er auch noch genug Zeit in seinem Leben – hoffe ich mal.
Das Flugzeug hebt pünktlich ab – halb leer und ich kann ein wenig schlafen. Der Aufenthalt in Manama ist auch nur eine Stunde und ohne viel Pause, aber auch ohne mich beeilen zu müssen erreiche ich den Anschlußflug. Die Dame am Transitschalter fragt mich noch, ob ich tatsächlich nur eine Strecke fliegen will und ob ich vorhabe „visa on arrival“ in Bangkok zu kaufen, was ich ihr bestätige.
In Bangkok angekommen, noch fast schlafend, stelle ich mich am Schalter „visa on Arrival“ an, die Frage der Dame von Gulf Air wohl noch im Hinterkopf, um da zu erfahren, dass ich mit deutschem Reisepass natürlich für Thailand kein Visa benötige. Das kostet mich eine halbe Stunde Zeit und als ich dann am Gepäckband ankomme, ist das schon leer. Mein Koffer steht aber daneben und wartet auf mich.
7. Juli 2013
Ich folge der Ausschilderung zum „Airport Link Train“ und kaufe mir am Schalter ein Ticket für die langsamere aber um 2 Stationen weitere Strecke (45 Baht), steige an der Endhaltestelle um in die BTS-Linie, um zur Station Ekamai zu fahren. Das Ticket gibt es am Automaten, der auch Scheine annimmt für 42 Baht.
Keine 50 Meter vom Bahnhof Ekamai entfernt ist der Busbahnhof gelegen, von dem aus die Busse Richtung Ost und Süd abfahren.
Der günstigste Fahrpreis nach Pattaya ist mit 124 Baht von einer privaten Gesellschaft, die Busse sind klimatisiert und relativ modern.
Gegen 18 Uhr bin ich also am Busbahnhof von Pattaya, im Norden gelegen und suche nach einem Taxi, um nach Süd- Pattaya zu gelangen, wo ich am Tage zuvor eine Woche im „Marina Inn Place“ für 12 Euro die Nacht reserviert hatte.
Ist aber kein Taxi in Sicht und ich nehme das Angebot an, mit einem Scooter transportiert zu werden. Ich bekomme auch einen Helm und mein Koffer findet Platz auf meinem Schoß zwischen dem Fahrer und mir. Nicht die angenehmste Art zu reisen. Die Fahrt dauert immerhin fast eine halbe Stunde und ich bekomme Krämpfe in den Pobacken. So bin ich heilfroh, als wir endlich das Ziel erreichen.
Die Bilder vom Hotel im Internet versprechen mehr, als das Hotel bereit ist zu leisten aber es ist durchaus eine gute und preiswerte Wahl. Frühstück ist nicht im Preis inbegriffen, sondern ist extra zu bezahlen und wird nahe dem Pool gereicht. Ist aber ja nicht notwendig, im Hotel zu frühstücken. Pattaya selbst hat ein Überangebot an Gaststätten verschiedenster Art und man bekommt an allen Ecken und Enden seinen Hunger gestillt. Jetzt in der Nebensaison hat man eher Mühe, eine Bar oder ein Restaurant zu finden, wo man nicht der einzige Gast ist.
Ich stelle meinen Koffer ab und versuche, meinen Internet-Zugang zu entschlüsseln. Dann freue ich mich auf ein Bier, das ich hier trinken kann ohne scheele Blicke von Einheimischen zu riskieren. Auch sonst fühle ich mich in Thailand viel entspannter und lockerer als in Ägypten, schon am ersten Abend ein wenig heimisch.
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Juli 2013
Hossam schickt mir eine aufgeregte Nachricht und will mich unbedingt in Facebook zum chatten haben … die thailändische Botschaft hat den Betrieb wieder aufgenommen und er war einer der Ersten, die ihr Visa bekommen haben. Vor zwei Tagen noch hatte ich einen Rückflug von Kairo nach Bangkok für 273,- € gefunden, nun ist der billigste Flug für 404,- € via Abu Dhabi. Schon klar, dass jetzt nach 14 Tagen Visasperre in Ägypten der Andrang auf Flüge höher ist und sich das auf die Preise auswirkt. Ich fluche vor mich hin und versuche dann doch einen Flug für Hossam zu buchen, denn versprochen ist nun mal versprochen und er ist in einer Euphorie … da kann ich ihn unmöglich enttäuschen.
Nach zwei Stunden vergeblichen Bemühens die Buchung selbst zu tätigen, gebe ich auf und gehe zu einer Reiseagentur. Mit 16.800 Baht ist der Verdienst angemessen, da hatte ich schon schlimme Erfahrungen in Thailand machen müssen.
Ich schicke die Buchungsbestätigung an Mohammed, damit der die Unterlagen in seinem Büro ausdrucken kann und Hossam gerät in Panik, weil sein Name darin von seinem Reisepass abweicht.
In seinem Pass steht Hossamelden Achmed Moudin Massud, im Flugticket habe ich Hossamelden weggelassen und sein döschiger Bruder macht ihn noch zusätzlich verrückt, statt zu helfen. Als diplomierter Anwalt, der jetzt in einer Reiseagentur arbeitet, sollte der doch wohl solche Fälle lösen können. Aber so ist das nun mal mit den jungen Leuten, haben ein supermodernes Mobiltelefon und können es nur dazu benutzen, um zu daddeln und bekannte Nummern von Familienangehörigen und Freunden anzurufen und endlos lange zu quatschen. Es ist also an mir, die Airline-Mitarbeiterin der Luftfahrtgesellschaft am Flughafen Kairo von Pattaya aus anzurufen und mir bestätigen zu lassen, das die Sache mit dem Namen keine Probleme bereiten wird. Hinzu kommt noch, dass in die elektronischen Vordrucke der Buchungen gar keine 4 Namen passen würden.
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Juli 2013
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Der Tag endet für mich hektisch. Ich hatte Hossam haarklein beschrieben, wie er direkt vom Flughafen Bangkok nach Pattaya kommt, bin aber nicht sicher, ob er es zeitlich schafft, den letzten Bus zu erwischen. Sein Flug hat auch etwas Verspätung, wie ich im Internet sehe und der Flughafen ist ja riesig groß und die Wartezeit am Kofferband ein weiterer Unsicherheitsfaktor.
Ich beschließe daher, ihm doch ein Taxi zu schicken, zeige dem Fahrer Bilder von Hossam und wir malen ein Schild, auf dem steht „Hossam for Willi“. Ich biete dem Fahrer auch an, selber mitzufahren aber dann will er von mir den doppelten Fahrpreis haben – unlogisch aber wir sind halt in Asien!
Nach meinen überschläglichen Berechnungen sollte Hossam also zwischen 22 und 23 Uhr bei mir im Hotel eintreffen. Es wird 23:15 Uhr und ich gerate immer mehr in Panik, denn es ist kein Hossam eingetroffen und ich habe keine Ahnung, wo der Junge stecken könnte. Alles was er an Bargeld hat sind 500 Baht, die ich ihm in Kairo gegeben hatte für das Busticket und Verpflegung in Bangkok oder unterwegs.
Ich hinterlege also die 1.000 Baht für das Taxi an der Rezeption, sollte das mit der Taxiabholung doch funktioniert haben, setze mich auf das Motorrad und fahre zum Busbahnhof, hatte ich Hossam doch eingeschärft, dort auf mich zu warten.
Der letzte Bus vom Flughafen Bangkok ist dort gerade eingetroffen … aber weit und breit kein Hossam zu sehen. Wenn er den Bus verpasst hat, gibt es nur noch die Möglichkeit für ihn über den Busbahnhof Ekkamai zu fahren oder ein Taxi zu nehmen, darauf vertrauend, das ich es bei Ankunft bezahle. Als ich zurück bin im Hotel verkündet mir die Lady an der Rezeption, dass Hossam inzwischen eingetroffen ist, gibt mir meine 1.000 Baht zurück, will aber 200 Baht Trinkgeld, die ich ihr in meiner Erleichterung sogar gebe.
Hossam ist gut und pünktlich mit dem Bus angekommen und klar sind die Mopedfahrer auch über ihn hergefallen und den Namen des Hotels kannte er ja auch.
Jetzt will er auch gleich los und was sehen von dieser Stadt, von der ich ihm so viel geschrieben habe. Mir sitzt zwar der ganze Stress der letzten Stunden in den Knochen aber ich gehe doch mit ihm los zur Walking Street und die Beachroad entlang. Ich gehe nicht mit ihm in eine GoGo-Bar, noch nicht heute. Plappermaul Hossam wird immer schweigsamer, ihn überkommt leichtes Zittern und er schaut nur noch auf seine Füße.
Tage später wird er es benennen können – Kulturschock.
Dem Vielfraß vergeht sogar der Appetit, die Nudeln schmecken ihm zu sehr nach Wasser, er streut sich Unmengen von Salz über den gebratenen Reis, vermutet überall im Essen Scheinefleisch - ist zu tief verwurzelt in arabischer Lebensweise. Als er mir erklärt, dass er den vielen Schwulen hier am liebsten in „Fresse schlagen“ würde und er auch von deutschen Jugendlichen, mit denen er gechattet hat weiß, das die alle Schwulen hassen, ist es fast mit meiner Geduld vorbei. Ich verzichte darauf, mit ihm auch in eine GoGo mit „Boys“ gehen zu wollen. In einer, in der hübsche Mädchen völlig entblößt tanzen, ist er noch nicht mal in der Lage, mir meine Frage zu beantworten, welche ihm am besten gefallen würde.
Noch in Ägypten hatte ich ihm versprochen, seinen ersten Geschlechtsverkehr mit einer Prostituierten zu bezahlen. Er wird dieses Versprechen nicht einfordern und ich bringe die Sache auch nicht zur Sprache. Kurz vor unserer Abreise aus Pattaya drücke ich ihm aber 500 Baht in die Hand und schicke ihn zur „Massage mit happy end“. Nach einer Stunde kommt er wieder, strahlend wie ein Honigkuchenpferd, spricht aber erst drei Tage später über seine Erlebnisse und dass die Lady auch „ShiSha“ mit ihm gemacht hat und die Dame seine Größe bewundert hat.
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Juli 2013
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Rechtzeitig sind wir mit unserem Hab und Gut vor dem Hotel und ich richte mich auf längere Wartezeit ein, hole mir aus dem 7/11 nebenan einen Kaffee und setze mich auf einen Stuhl vor dem Hoteleingang. Hossam braucht eine Weile, Entscheidung zu treffen, geht dann auch in das 7/11 und der Minibus kommt. In seiner Aufregung und um sein Getränk nicht wegschütten zu müssen, stürzt er es in einem Zug seine Kehle herunter.
Die Fahrt ist unspektakulär, für thailändische Verhältnisse langsam und vorsichtig und es werden mehrere Pausen eingelegt. Hossam unterhält sich mit einem Grundschullehrer aus Holland und flirtet mit einer 16-jährigen, wobei ich mehr den Eindruck habe, dass das Mädchen nicht wirklich an meinem Draufgänger interessiert ist. Jedenfalls geht sie nicht auf Hossams Versuche ein, sich mit ihm auf Koh Chang zu verabreden.
Am Endpunkt der Fahrt mit dem Minibus am Meer steigen alle Reisenden aus und wir sollen umsteigen in einen anderen Minibus, der zur gebuchten Fähre und dann auf der Insel die jeweiligen Hotels ansteuern wird. Wie nicht anders zu erwarten, wird dafür erneut ein Fahrpreis von 80 Baht je Person fällig.
Ein junger Mann aus der Gruppe erklärt mir, dass der Fahrpreis für ein Ticket zurück hier bei der Angestellten der Busgesellschaft wesentlich günstiger ist als bei den Reiseagenturen und auch ich kaufe schon mal die Rückfahrttickets für den 29. Juli und spare somit ca. die Hälfte.
Die Fahrt zum Fähranleger dauert ungefähr 10 Minuten, das Verladen der Massen an Gepäck und das Sortieren der Fahrgäste mehr als die dreifache Zeit. An dem Fähranlieger sind wir 40 Minuten vor fahrplanmäßigem Ablegen und die Überfahrt dauert auch noch mal die gleiche Zeit. Die Familie, zu der auch das Mädchen gehört, mit der Hossam wohl gerne befreundet wäre, wird zuerst an ihrem Hotel abgesetzt – Hossam wird das Mädchen nicht wieder treffen -, danach erreichen wir unser Ziel bzw. werden an einem Weg abgesetzt, den hinauf wir nach ca. 100 Metern am „Island Lodge“ ankommen. Zum Einchecken brauche ich meinen Reisepass und die Reservierung, die ich per E-Mail bestätigt bekommen hatte.
Als wir dann unser Cottage sehen, ist Hossams Reaktion eindeutig. Dies ist auf keinen Fall das, was er erwartet hatte. Zwölf Quadratmeter im Geviert, 2 Betten und eine kleine Ablage, dazu Toilette und Dusche. Für mich schlicht, einfach und sauber – für ihn die pure Enttäuschung. So hat er sich den Urlaub „reicher“ Europäer nicht vorgestellt.
Ich erkläre ihm – nicht zum ersten Mal – dass sein „spezieller“ Wunsch, nicht im selben Bett mit mir zu schlafen, sei es auch noch so groß, sondern auf 2 getrennten Betten zu bestehen, die Auswahl an Übernachtungsmöglichkeiten erheblich einschränkt. Tatsächlich hatte ich nur diese eine Möglichkeit im Internet gefunden, wobei bei den meisten Hotelbeschreibungen sicherlich nicht im Vordergrund steht, ob ein Zimmer mit Kingsizebett oder Twinbett ausgestattet ist. Für mich ist vor allem der Preis und die Lage entscheidend … und hier stimmten diese beiden Aspekte.
Die meiste Zeit der nächsten 5 Tage verbringen wir am Strand. Hossam buddelt im Sand, jagt kleine Krabben – er hat viel Kindheit nachzuholen. Den „Kulturschock“ Pattaya hat er längst nicht überwunden, nur vorläufig verdrängt. Wir mieten ein Motorbike und besuchen einen gut touristisch erschlossenen Wasserfall, zu dem ein ausgebauter Weg führt, der auch so eine Art „Lehrpfad“ sein soll. Der Eintrittspreis ist entsprechend hoch und Hossam ist begeistert, hat so etwas ja noch nie gesehen.
Der zweite Wasserfall ist nur über ein Privatgelände zu erreichen, für dessen Überquerung der Besitzer 40 Baht Wegezoll je Person verlangt. Ein Trampelpfad durch dichten Regenwald, der zu einem Bach führt, der über Kaskaden Richtung Meer stürzt. Unter dem dritten oder vierten Fall ist ein tiefer Pond, aufgestaut durch eine kleine Betonmauer und ich entledige mich meiner Sachen und genieße das Bad im kühlenden, klaren Bergwasser. Danach warte ich, dass Hossam endlich auftaucht und als er nach einer halben Stunde noch nicht da bzw. in Sichtweite ist, gehe ich zurück.
Er mag nicht weiter in den Urwald vordringen … hat Angst vor der Enge, vor eventuell versteckten gefährlichen Tieren darin - eben ein Großstadtjunge, der höchstens noch mit den Weiten der Wüste Sahara vertraut ist.
Da wir ja in Pattaya und darum herum schon ein paar Tempel besichtigt hatten und er Fotos gemacht hatte, ist er auch nicht weiter an Tempel interessiert „sehen doch alle gleich aus“ - so sein Kommentar.
Nun, wenigstens versalzt er sich sein Essen nun nicht mehr, hat begriffen, dass grüner Salat hier nicht zu jedem Essen dazu gehört, sondern ein gesondertes Mahl für Vegetarier ist, dass er zwar in gehobenen Gaststätten oder Bars einen Milchshake bekommt, nicht aber in einfachen Thai-Garküchen. Allerdings musste ich schon mal fragen, ob er hier Kuhherden gesehen hat und ihm einiges über die unterschiedliche Laktoseunverträglichkeit in den Gebieten der Erde erklären.
Sich den sozialen Gegebenheiten anzupassen, auch mal die Hände vor der Brust zusammen zu legen und sich für etwas zu bedanken oder jemanden zuzulächeln – das schafft er immer noch nicht.
Schräg gegenüber unserer Hütte haben wir regelmäßig unser Frühstück und auch Hossam trinkt einen Kaffee und akzeptiert schon mal indisches Curry mit Reis als Alternative zu Toast und Marmelade. Im „Tuk Tuk“, ein Restaurant und Hüttenkomplex weiter Richtung Hauptstraße gibt es Lunch oder Dinner und auch mal ein Bier. Der Besitzer ist im Phnom Penh geboren und – soweit es meine und vor allem seine Sprachkenntnisse zulassen – versuche ich Informationen über sein Vaterland zu erhaschen.
Am zweiten Abend, als ich gerade in diesem Restaurant liege und den Tag ausklingen lasse, kommt ein “Neuzugang“ und fragt mich, wo er wohl den Besitzer der „Island Lodge“ finden würde. Ich gehe mit ihm nach nebenan und rufe aber es ist offensichtlich niemand da, der ihm und seinem Freund Mario den Bungalow öffnen könnte.
Letztendlich nehmen die beiden eine Unterkunft für eine Nacht hier im „Tuk Tuk“ zum doppelten Preis und werden am folgenden Tag unsere Nachbarn.
Mit Martin aus Holland und seinem Reisebegleiter werde ich mich in den kommenden Tage viel unterhalten, erstaunlich wie viele unserer politischen und kulturellen Ansichten annähernd deckungsgleich sind.
Hossam geht am frühen Abend schlafen, stellt sich den Wecker auf 1 Uhr nachts und chattet dann via Facebook mit seiner Freundin und seinen Freunden mehrere Stunden. Zu der Zeit sind die Einschränkungen, die der Ramadan den Gläubigen an Tage auferlegt dort beendet. Er verzichtet auf Ramadan und ich habe ihn nicht ein eiziges Mal beten gesehen. Nur die panische Angst vor Schweinefleisch und die Verklemmtheit in körperlich-sexuellen Dingen offenbaren ihn als Mohameddaner.
Ich genieße die Stunden am Strand, das Erkunden der Umgebung mit dem Motorbike. Ich schätze, die Insel ist nicht mehr als 15 Km in der weitesten Ausmessung, hat dafür aber relativ hohe Berge mit über 600 Metern und die Fahrten über Serpentinen durch den Regenwald auf gut ausgebauten Straßen machen einfach nur Spaß.
Ich habe dieses Mal auch eine etwas stärkere Maschine, die auch die kräftigen Anstiege mühelos bewältigt.
Das Wetter ist überwiegend bedeckt, nur ab und an scheint die Sonne. Sollte es dann doch mal schauern, habe ich die Plastikkutte bereit und muss entscheiden, ob ich darunter im eigenen Dunst schwitze oder es bleiben lasse und die warme Dusche über mich ergehen lasse. Trockene Sachen, nach dem Niederschlag anzuziehen, sind auch dabei.
Der Strand kann mit dem, was ich in Goa genießen durfte nicht mithalten, verdient aber durchaus einen Spitzenplatz im Ranking.
Den Abend habe ich mit Jekatharina aus Jekatharinenburg, den beiden Holländern Martin und Simon sowie Erika aus Costa Rica im Restaurant eines Kambodianers verbracht. Die Flamen sind fast am Ende ihrer Reise, nachdem sie in Saigon gestartet, über Siam Reap nach Thailand gekommen und über Bangkok ausreisen werden.
Was ich allerdings über Siam Reap gehört habe, hat mich noch in dem Wunsch bestärkt, dorthin zu fahren.
Im Internet gibt es Unterkünfte dort ab 2 $ pro Nacht zu buchen bei insgesamt 542 gefundenen Unterkünften, sodass auch für mich was dabei sein dürfte. Ob ich die Warnung betreffs Malaria einfach ignoriere oder mich hier in einen Apotheke nach dem entsprechenden Prophylaxe-Mittel erkundige, werde ich noch heute entscheiden.
Übermorgen jedenfalls fahren wir mit dem Sammeltaxi um 9 Uhr früh zum Pier der Centerpointferry, die um 10 Uhr ablegen soll und ungefähr 40 Minuten zum Festland benötigt, wo um 11:30 Uhr der Minibus nach Bangkok abfahren soll. Die Rückfahrt habe ich bereits in weiser Voraussicht während der Anreise gekauft, denn Reiseagenturen hier sind von Hause aus Halsabschneider. Mag sich nicht viel anhören aber es läppert sich eben doch zusammen. Die Reiseagentur wollte erst 700 Baht für die Fahrt auf die Insel haben und ich konnte auf 550 Baht herunter handeln. Der Busgesellschaft gab ich für Retour die verlangten 300 Baht für Fähre und Minibus.
In Bangkok habe ich schon für 2 Tage im Nasa Vegas Hotel gebucht – dieses Mal eben auch etwas Luxus, was mich pro Tag dort 12,50 € kostet.
Wie lange ich bis Bangkok brauchen werde? Auf die Antwort der Busgesellschaft vertraue ich längst nicht mehr. Aus Pattya hierher sollte die Fahrt an die 4 Stunden dauern. Ich bin um 8 Uhr dort gestartet und war gegen 15:30 Uhr dann an meiner Hütte im Djungel.
Ich habe also 2 Tage Zeit, den Hauptbahnhof (Hualampong-Station) dort zu finden, mir einen Zugfahrschein 3. Klasse nach Aranyaprathet an der Grenze für 48 BHT (sind 1,20 €) zu kaufen und dann am 1.8. um 5:55 Uhr in der Frühe die Reise über 561 km anzutreten.
Endstation des Zuges ist ca. 6 km von der Grenzstation entfernt, sodass auf die Hilfe der Tuk-Tuk- und Taxifahrer angewiesen bin, sofern ich nicht mit Gepäck den Weg laufen möchte.
Ich fühle jetzt schon Wut in mir hochsteigen, wenn die mich zum überhöhten Preis nicht dorthin bringen werden, wohin ich möchte, sondern mich unbedingt zum Kauf des Visa am Travelagent absetzen wollen.
Es wird mich auch ärgern, dass ich zu den 20 $ für das Visa noch einmal 100 BHT an den Cambodianischen Beamten als Servicegebühr abdrücken soll, denn die gibt es offiziell nicht.
Ich habe aber ein paar Passbilder dabei, sodass wenigstens die Kosten für eine Passkopie entfallen.
Auf der anderen Seite der Grenze gibt es dann einen kostenlosen Shuttleservice zur Busstation … und je nach der vorzufindenden Situation fahre ich nach Siam Reap mit dem Bus für 9, mit dem Minibus für 11 $ oder teile mir mit anderen Reisenden ein Taxi, das insgesamt 40 $ kostet. Finden sich 4 Leute zusammen, sind das pro Tourist 10 $.
Ein Problem habe ich noch … nicht genug Dollarnoten in kleiner Stückelung. Da ich aber vermutlich nicht die ganze Zeit in dem Touristenort bleiben werde, sondern auch in Kambodscha rumreisen möchte, muss ich eben an den ATM und einheimische Währung ziehen und mich an das Zahlungsmittel „Riel“ gewöhnen.
Fazit: Mir geht es prächtig, komme meist dort an, wohin ich will, habe noch genug Barreserven und auch Geld auf dem Konto. Körperlich und seelisch in Bestverfassung … was will ich mehr!?
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Juli
Es wird Zeit, dass ich mich auch um meine Heimreise nach Deutschland kümmere. In ein paar Tagen – spätestens am 4. August - muss ich Thailand verlassen, da dann mein Visa, bzw. die durch den Einreisestempel erlaubten 30 Tage Aufenthalt abgelaufen sind.
Ich prüfe im Internet die Preise der zeitnahen Flüge und finde meine Erfahrung bestätigt, dass es erheblich teurer ist, „auf den letzten Drücker“ zu reisen, als wenn man da flexibel ist. Vor dem 4. August gibt es keine günstige Möglichkeit ... und Preise über 600,- € sind für mich unakzeptabel.
Der Reisemarkt unterliegt ebenso den Gesetzen von Angebot und Nachfrage, wie die anderen Bereiche kapitalistischer Wirtschaft und wer in Not ist, hat dafür gefälligst kräftig zu blechen.
Im mittelfristigen Zeitraum finde ich „meinen Flug“. Ein low-cost-Angebot von Bangkok über Stockholm nach Berlin-Schönefeld für unter 250,-€ am 8.September.
Eine an den Nerven zerrende Tortur, über Internet diesen Flug zu buchen. Ich habe mich durch unzählige Eingaben kämpfen müssen, um dann zu erfahren, dass entweder die online-Sitzung abgelaufen ist oder irgendwie meine Kreditkarte doch nicht akzeptiert wurde, ich vergessen hatte den Haken zur Akzeptanz der Geschäftsbedingungen zu setzen oder eine Eingabe nicht das richtige Format hatte. Schlussendlich und mit den Formularen des vierten Anbieters ist es mir dann endlich gelungen.
Ich buche also und bekomme auch unverzüglich die Reservierungsbestätigung der spanischen Internetagentur. Ein weiteres Mail ordnet dieser Bestätigung eine Buchungsnummer der norwegischen Fluggesellschaft zu und eine dritte Mail bestätigt die Buchung – allerdings nur für den Flug von Stockholm nach Berlin. Ich bitte also Erika aus Costa Rica, die gerade mit mir am Tisch sitzt, die Reiseagentur auf diese Unstimmigkeit hinzuweisen und sie schreibt ein Antwortmail auf Spanisch.
Dann buche ich auch schon mal die Busfahrt von Berlin nach Hamburg für 9,-€, was sehr einfach geht. Wenn alles wie geplant läuft, bin ich also gegen 12:30 Uhr am 9. September wieder zu Hause.
29. Juli 2013
Es ist Reisetag. Wir stehen zeitig auf, haben unser Frühstück und stehen gegen 8:40 an der Straße, um auf das Sammeltaxi zum Fähranlieger zu warten, die gemäß unserer Tickets um 10 Uhr ablegen soll. Ich halte mehrere Taxen an und bekomme stets ein Kopfschütteln oder einen Preis von 300 Baht genannt. Die Dame am Stand mit dem Fish-Spa nebenan erklärt mir, dass die Taxen mit dem gelben Nummernschild zur Fähre fahren.
Nachdem wir mehr als eine halbe Stunde gewartet haben, kommt so ein Taxi und wir steigen ein. Der Fahrer hat es nicht eilig und wartet solange, bis alle Plätze besetzt sind, kassiert 50 Baht je Fahrgast - natürlich kennt er die Abfahrtzeiten der Fähren und auch wie lange die Fahrt dauern wird genauestens – sein tägliches Geschäft.
Die Fähre legt auch erst eine halbe Stunde später ab, als auf den Tickets angegeben. Auf dem Festland werden uns die Fahrkarten abgenommen, wir werden einem Minibus zugewiesen, in dem außer uns noch etliche amerikanische junge Männer aus den südlichen Staaten der USA Platz finden und die Fahrt geht los. Entgegen meinen Erwartungen fahren wir ohne weiteres Umsteigen nach Bangkok und werden dort gegen 16 Uhr an der Kao Sarn Road abgesetzt.
Die jungen Amerikaner sind genau so, wie ich ich es gewohnt bin – lautstark und selbstbewust/rücksichtslos.
Ich frage im „Rambutree Village“, in dem ich letztes Mal übernachtet habe, ob wir unsere Koffer unterstellen können und werde abgewiesen. Der nette Mann in der Reiseagentur nebenan hat damit kein Problem. Nur um ausrechnen zu können, wie viel ich sparen kann, wenn ich den Trip nach Siem Reap selbst organisiere, frage ich ihn nach dem Preis einer einfachen Busfahrt und bekomme 400 Baht als Antwort. Das ist der übliche Preis für eine Fahrt vom Flughafen Bangkok zur Kao Sarn. Kaum ein Tuk-Tuk-Fahrer in der Kao Sarn wird seinen Motor starten, wenn er nicht mindestens 200 Baht für die anstehende Fahrt bekommt …
Ich gebe dem Reiseagenten 400 Baht und bekomme ein Ticket von Bangkok nach Siem Reap in Cambodia für den 1. August. Abfahrt ist 7:45 Uhr vom Reisebüro.
Beim späteren Rundgang durch die Gegend um die Kao Sarn sehe ich Preise von 300 und gar 250 Baht für die Tour.
Leider ist das Nationalmuseum am Montag und Dienstag geschlossen und wir können nur die Gebäude fotografieren. Der Teil des Königspalastes, den man besichtigen kann ist aber täglich geöffnet - Massen von Touristen drumherum.
Hossam bekommt Maiskörner von einer Frau und füttert die Tauben, die zu Hunderten einen kleinen Platz vor der Königsresidenz bevölkern – ich muss später 60 Baht für das Futter bezahlen.
Hossam hat nicht nur Kindheit nachzuholen, er muss auch Reisen und Tourist zu sein lernen …
Ich kenne den öffentlichen Bereich des Palastgeländes, habe kurze Hosen an und keine Lust mir ein Tuch zu „leihen“, um meine bloßen Beine zu bedecken. Hossam ist korrekt gekleidet, will aber nicht alleine den Rundgang machen. Immer mehr bekomme ich den Eindruck, dass es ihm weit mehr darum geht, mit seiner Reise vor Freunden angeben zu können, als Neues kennen zu lernen, viel zu sehen und zu erleben und Erfahrungen zu sammeln.
Wir gehen den „Riverfront Waterwalk“ entlang durch das Universitätsgelände. Es dauert eine Weile, bis Hossam begreift, dass wir das hier dürfen. In Ägypten ist das Betreten des Campus für Unbefugte strengstens verboten. „same same – but different“, er kann es nicht lassen, alles was er hier vorfindet mit seinem Heimatland zu vergleichen, er sucht Halt in seinen Erfahrungen und der Kulturschock sitzt tief.
Ein Riemen seines Rucksacks reißt und für 30 Baht repariert ein Handwerker es mit seiner Singer-Nähmaschine an der übernächsten Straßenecke.
Wir haben den Tag über nur leichte Kost aus dem 7/Eleven gehabt und gönnen uns zum Dinner ein etwas teureres Essen in einem guten Restaurant, das ich von früheren Reisen her kenne und schätze.
Ich schreibe auch noch einmal die Reiseagentur an und möchte bestätigt haben, dass deren Reservierung mit der der Luftfahrtgesellschaft übereinstimmt. Später bekomme ich – dieses Mal in englisch – die Antwort, dass meine Anfrage ohne die Bestätigung meiner Bank zwecks Zahlung nicht bearbeitet werden kann. Ich gehe zwar davon aus, das dem so ist, habe aber ein etwas mulmiges Gefühl. Die Kontoauszüge der Kreditkarte oder meines Bankkontos habe ich natürlich nicht online zur Verfügung.
1.August 2013
Hossam ist gestern früh abgereist und inzwischen gut zu Hause angekommen. Das schwierigste Wegstück für ihn war die Fahrt vom Flughafen Kairo nach Hause. Es sind immer noch Unruhen dort zwischen Morsi-Anhängern und -gegnern. Und er hat es dann doch noch geschafft, sich bei mir für die Reise zu bedanken.
Wie oft vor Reisen, bei denen ich mir nicht so ganz sicher bin, habe ich auch die letzte Nacht nicht sehr gut geschlafen.
Martin hatte noch gemailt, dass die beiden Holländer im Green Inn sind und wir uns ja treffen könnten, um ein wenig zu schwatzen aber ich bin doch lieber früh in mein Bett gestiegen mit dem Ergebnis, dass ich um 4 Uhr bereits wach war.
Ich habe die Zeit genutzt, mir per Internet in Siem Reap ein angemessenes Zimmer zu suchen und auch eines gefunden. Die Bilder sehen recht nett aus, was aber nichts heißen will. Frühstück inclusive und Tee und Kaffee über den Tag auch frei, kostenloser Abholservice und eine Spitzenbewertung von Reisenden, die dort bereits waren, sowie der unschlagbare Preis von 11,-€ für DREI Nächte lassen mich zur Kreditkarte greifen. Noch bevor ich zum verabredeten Treffpunkt an der Reiseagentur aufbreche, bekomme ich eine freundliche Mail und ich möchte doch mitteilen, mit welcher Busgesellschaft ich wann und wo ankomme, damit das Abholen funktioniert.
Leider alles Informationen über die auch ich nicht verfüge.
Der „Organisator“ der Reise ist pünktlich und weist mich sowie 2 Familien mit Kindern, die zusammen unterwegs sind, in den Reiseablauf ein. Dass der Minibus bis zum Büro der Gesellschaft kurz vor der Grenze fährt ist mir schon mal verdächtig. Sicher nicht die Möglichkeit, dort auch das Mittagessen einzunehmen, sondern er erwähnt was von Erfüllen von „Botschaftsaufgaben“.
Den Kaufbeleg der Agentur will er von mir haben und gibt mir stattdessen einen Fahrschein für den Teil in Cambodia, den eine Busgesellschaft leisten soll, mit denen die seine kooperiert.
Die beiden Familien werden in einen Minibus verfrachtet, in dem anderen bin ich vorerst der einzige Fahrgast. Mein Fahrer spricht nur Thai, das aber während der kommenden 40 Minuten ständig am Telefon. Er kurvt um die Gegend der Kao Sarn und irgendwie gelingt es ihm doch, ein chinesisches Pärchen ausfindig zu machen, das mitfahren will.
An der ersten Mautstation ist für mich klar, dass wir nun endlich Richtung Cambodia unterwegs sind. Erst in Richtung Pattaya und dann in das Landesinnere. Die Tankstelle mit Rastplatz an der wir nach ca. 2 Stunden halten, kenne ich bereits von der Fahrt von Koh Chang nach Bangkok.
Diesmal dauert der Halt aber wirklich nur 10 Minuten – Zeit für eine Zigarette, eine Tasse Kaffee und den Becher Cupnudeln, die ich so mag.
Wir erreichen den Rastplatz zeitgleich mit den beiden Familien vom Start der Reise. Ich habe keine Ahnung, wo die solange abgeblieben waren während wir Bangkok nach Mitreisenden abgesucht hatten.
Gegen 13:30 Uhr sind wir dann auch in Aranyaprathet, der Grenzstadt auf Thaiseite gegenüber Poipet. Mir wird das Ticket abverlangt und der Angestellte der Busgesellschaft will auch meinen Reisepass haben. Ich weigere mich, ihm den zu geben, denn der geht ihn ja nun wirklich nichts an.
Richtig grandig wird er, als ich meinen Fahrschein wieder haben möchte. Den bekomme ich auch nicht, sondern statt dessen einen orangen Aufkleber an mein T-Shirt.
Der Verweis an einen Mopedfahrer, der mich mitsamt meinem Gepäck zur Grenzstation fahren soll ähnelt schon mehr einem Rausschmiss.
Klar, dass der auch was von „Tip 100 Baht“ murmelt, ich gebe ihm 20.
Die Ausreise ist unproblematisch: Zettel raus, Stempel rein und fertig.
Ich folge einem Hinweisschild „Visa on Arrival“, stehe an „Arrival“ an und komme mit zwei jungen Männern aus Bochum in ein Gespräch. Nach einige Zeit kriege ich mit, dass diese Jungs schon ihr Visa haben und muss den ganzen Weg zurück, vorbei an etlichen Spielcasinos, frage drei Beamte, die auf einer Bank lümmeln, wo ich denn ein Visa bekommen würde … es ist die Visastelle.
Ich habe die 20 $ Visagebühr und dazu 100 Baht „Bearbeitungszuschlag“ in der Hand. Sie wollen aber von mir 1.000 Baht haben und erst nachdem ich rumjammere, geben sie sich mit 200 Baht zufrieden - Vorteil für die der Jugend bei der Einreise in korrupte Staaten. Ich, älter und grauhaarig habe gefälligst reich zu sein!
Zurück am Ende der Schlage für die Einreise kommt mir einer der Bochumer entgegen und erspart mir die Hälfte der Wartezeit. Für weitere 300 Baht an die Grenzer hätten die sich für mich angestellt, so deren Angebot. Dies Geschäft läuft natürlich durch das Fenster – ganz ohne Scannen der Fingerabdrücke und Fotoaufnahme am Schalter. In der Weltmeisterschaft der Korruption wäre Cambodia sicherlich Anwärter auf den Siegertitel.
Die gebuchte Fahrt rein nach Siem Reap habe ich längst abgeschrieben und mich damit abgefunden, nochmals ca. 10 € zu berappen. Umso mehr erstaute es mich, in die Gruppe Reisender einsortiert zu werden, für die sich jemand mit einem Schildchen um den Hals engagiert.
Ich warte mindestens eine halbe Stunde, bis ich in den kostenfreien Schuttlebus gewunken werden, der alle 5 Minuten fährt. Mit mir mehrere Leute, davon die meisten mit orange Aufkleber aber nicht alle.
Es dauert aber noch eine ganze Weile, bis 10 von uns „orangen“ in einem großen, klimatisierten Bus starten. Klimatisiert ist der Bus auch erst mit Starten des Motors. Andere mit selbem Kennzeichen sind längst mit Minibussen unterwegs. Ich unterhalte mich mit jungen Belgierinnen und auch die können ein gewisses System erkennen, nicht aber Logik oder Organisation der Abfolge.
Es wird bereits dunkel, als wir gegen 18:30 Uhr das Ziel erreichen … nicht das Ziel der Reisenden, sondern den Hof der Busgesellschaft. Nichts weiter als ein paar Busse, ein paar Reisende und ein paar Tuk Tuks mit Fahrern. Eine ganze Weile höre ich mir das Gefeilsche an, dann nehme ich mein Gepäck und gehe den einzig möglichen Weg – den, den wir mit dem Bus gekommen sind … und ich verstehe die Logik jetzt. Wir in dem großen Bus sind diejenigen, die nur die Busfahrt, nicht aber ein Hotel dazu gebucht haben. Jetzt geht es um hohe Provisionen und Dollarscheine für die Tuk Tuks.
Nach 20 Minuten Wanderung erreiche ich „bewohnte“ Gegend, also Gaststätten und Geschäfte. Ich frage nach dem Old Market und bekomme auch eine Cola für Thai Baht.
Etliche Transporteure sprechen mich an und wollen mich als Fahrgast rekrutieren – ich bin vergnatzt und bockig, gehe weiter.
Von den Rollen meines Koffers verabschieden sich 2 in einen Guli und ich muss den Koffer tragen. Ich haue mir den Koffer in die Hacken und ein Riemen meiner Sandale reißt.
Ich frage etliche Male nach meinem Hotel und bekomme stets eindeutige Hinweise, die sich alle als falsch herausstellen. Statt im „Advisor Angkor Villa“, lande ich auch mal im „Angkor Villa“.
Ich überlege ernsthaft hier einzuchecken, denn es gefällt mir. Aber schließlich habe ich auch eine Reservierung und bereits 10% Anzahlung geleistet – wenn auch nur 1,11€.
Daher bitte ich die Dame an der Rezeption, mein Hotel anzurufen, denen zu sagen wo ich bin, mit der Bitte um Abholung.
Keine 5 Minuten später „Herr Lerahn, Herr Lerahn … kommen sie, wir machen uns schon Sorgen“.
Im Hotel eine sehr freundliche Begrüßung, ich bekomme einen Saft gereicht, wir erledigen die Formalitäten und mir wird das Zimmer gezeigt.
Zwei große Betten, Deckenventilator, defekte Klimaanlage, warmer Kühlschrank (der Stecker ist rausgezogen), Fernseher. Alles sauber und in gutem Zustand (bis auf AC, sonst wäre der Raum wesentlich teurer). Beim Ausprobieren der Dusche durchfeuchte ich das Klopapier – ich habe eigenes dabei. Keine Seife und keine Handtücher – auch das habe ich alles im Koffer. Ich habe auch Decken im Koffer aber die gibt es hier.
An der Tür Hinweise zu den Service-Leistungen des Gasthauses, sie wollen behilflich sein bei der Organisation der Besichtigungen und auch sonst bemüht um das Wohl der Gäste – soweit ich bisher herausgefunden habe sind das keine leeren Versprechungen … dass diese Unterkunft mit 9,3 im Gesamtranking ein „exzellent“ von den Reisenden, die bereits hier waren bekommen hat, war schließlich – neben dem kaum zu glaubenden Preis – einer der Hauptgründe für mich, hier zu buchen.
2. August 2013
Nach einer guten Nacht bin ich voller Tatendrang. Zum Frühstück gibt es gebutterten Toast und zwei Spiegeleier. Danach erkundige ich mich nach den Ausflugsmöglichkeiten und buche die dann auch für drei Tage. Der erste Tag die „kleine Tour“, den zweiten Tag der Logik folgend die „große Tour“ und am dritten Tag den Ausflug in ein bestimmtes Gebiet etwas weiter entfernt. Alles in allem 52,-$ mit Rabat zahle ich 50,-$, dazu kommt das offizielle Ticket am Eingang zur historischen Stätte mit 40,-$ für drei Tage.
Der Fahrer ist ein ganz netter und bereits 9:45 Uhr abfahrbereit. Die Tuk Tuk sind Mopeds mit Personenanhänger. Der Verleih von Mopeds an Touristen ist in Cambodia verboten – gewiss, ist es ja auch in Laos – aber in Siem Reap wird dieses Verbot durchgesetzt und es sind etliche Polizisten der Touristenpolizei auf den Straßen und entlang der Zufahrten zum alten Angkor.
Alles in Allem sind wir fast 6 Stunden unterwegs … und ich bin überwältigt von der Erhabenheit und Schönheit dieser Stätten. Inmitten des Dschungels erheben sich die Monumente der vergangenen Epoche und die ganze Gegend ist voll von behauenen Steinen, teilweise schon sortiert und nummeriert von den Archäologen, meist aber überwuchert, vermoost und teilweise begraben im Humus.
Während sich im Europa die Kreuzritter und etliches Volk von Kreuzfahrern zusammen rottete um dem Aufruf des Papstes zur „Bekehrung“ der Muselmanen und zur Eroberung Jerusalems zu folgen, blühte hier eine Metropole mit einer Einwohnerschaft von einer Million Menschen – so man den Zahlen in den Reiseführern Glauben schenkt. Ein Student, der sich Taschengeld als Ruinenerklärer verdienen möchte, will mich Glauben machen, dass der Tempel vor dem ich gerade angekommen bin vor 10.000 Jahren erbaut wurde. Nun, Geschichte ist bestimmt nicht sein Spezialfach. Ich selbst neige ja auch zu Übertreibungen, wobei Zahlen immer konkret sind und gar nicht geeignet für solche Spielchen – schon gar nicht Jahreszahlen.
Obwohl den Touristen die Ruinen stets als Tempel verkauft werden, bin ich überzeugt, dass etliche Gebäude auch für andere Zwecke gebaut wurden. Sicherlich sind darunter auch Paläste der Herrscher, Villen der Oberschicht, Hotels und Spielcasinos gewesen. Warum sollte die Gesellschaft vor 1000 Jahren so verschieden gewesen sein von der heutigen? … same same – but different.
Inmitten der riesigen Areals auch eine Maxi-Fressbude für die hungerigen Besucher und auch mein Taxiguide will mich dort absetzen. Mein Hunger hält sich aber in Grenzen, ich fülle nur den Flüssigkeitspegel auf, denn bei dieser schwülen Hitze schwitze ich erbärmlich.
Die Preise sind gepfeffert – das dreifache dessen, was ich in der Stadt gesehen habe.
Unangenehm sind auch die Mengen von Verkaufsständen und deren aufdringliche Verkäufer, dazu Massen von bettelnden Kindern. Ein Dollar ist das Ziel des Bettelns.
Mit dem Bezahlen habe auch ich so meine Schwierigkeiten. Gestern auf dem Weg zum Hotel habe ich eine Cola mit einer 50-Baht-Note bezahlt und 1.500 Rei Rückgeld erhalten. Heute Morgen hatte ich mir 2 Schachten Zigaretten der Marke Winston gekauft, mit einem 10-Dollar-Schein bezahlt und 8 Dollar sowie 2.000 Rei zurück bekommen. Eine elende Umrechnerei!
Nicht ganz ungefährlich, die Kraxelei auf den Ruinen. Steile Steintreppen mit sehr schmalen Stufen führen hinauf und hinunter, das Trittmaß für unsere Gewohnheiten ungewöhnlich. Sicherheit besteht aus Warnhinweisen: „ be careful climbing this stairs“ … „mind your haed“ … „dangerous area“ aber keine Absperrungen behindern die Erkundungswütigen und so sehe ich Touristen an den ungewöhnlichsten Orten oben in den verfallenen Bauwerken.
Ich bin vorsichtig; Einen Beinbruch in diesem fremden Land ist das Allerletzte, was ich mir antun möchte.
Neben den allgegenwärtigen Chinesen und Koreanern, die brav hinter einem orangen oder hellblauem Wimpel hinterher traben, höre ich heute ungewöhnlich viele Leute französisch reden.
Ich bin froh, jetzt hier zu sein … wenn jetzt schon so viel Andrang herrscht, wie muss es da erst in der Hauptsaison sein!?
Auf dem Rückweg bringt mich mein Fahrer nach Absprache in einen Laden mit Waren gehobener Handwerkskunst und ich schaue mir Kunststickerei auf Seide an und auch Statuetten aus Bronze mit vermutlich chemisch fabrizierter Patina, die fortgeschrittenes Alter vortäuschen soll.
Er hatte mir erzählt, das er nur der Fahrer, nicht aber der Besitzer der Motorrikshaw sei und ich verstehe, das ihm an seinem Zubrot zu seinen 25 $ Monatslohn sehr gelegen ist, das er als Provision von dem Laden erhält.
Nach dem, was ich bisher auf meinen Reisen bisher gesehen habe, kommt das Angebot des Ladens eher bescheiden daher. Da habe ich in Bangkok und in etlichen indischen Städten ganz andere Dinge bewundern dürfen.
Was mich verwundert ist, dass er mich zum Abend in seine Wohnung einlädt und mir auch ein Abendessen zu kochen verspricht. Ich zögere und nehme dann doch die Einladung an. Meine Wertsachen liegen wohlverwahrt im Hotelsafe und das bisschen Bargeld, das ich bei mir habe, ist das Risiko wert.
Auf der Fahrt entschuldigt er sich, das sein Zimmer so klein sei. Als wir dort ankommen säugt seine Frau gerade das 7 Monate alte Baby-Mädchen, sein Sohn ist 5 Jahre alt, sieht aber eher aus wie ein Dreijähriger. Er bereitet ein schmackhaftes Essen aus dem Gemüse, das wir unterwegs gekauft haben, mit etwas Fleisch darin, dazu gekochten Reis.
Ich verabschiede mich und gebe dem Jungen 10 $ in die Hand, mit dem Vater verabrede ich unsere morgige Tour ab 8:30 Uhr. Der denkt er tut mir was Gutes und fährt mich in die Pub-Street, von wo aus ich unmöglich den Weg in mein Hotel finden werde. Nachdem ich fast 2 Stunden vergeblich gesucht habe, lasse ich mich von einem Moped-Taxi für 2 $ zu meinem Hotel fahren. Wer in die Beschreibung im Internet 2 Minuten als Entfernung zu Fuß reingeschrieben hat, soll mir das mal vormachen!
Das Zimmer wurde aber in meiner Abwesenheit gereinigt und ich habe jetzt auch frische Handtücher bekommen.
3.August 2013
Gleich um 8:30 Uhr geht die Fahrt mit dem Tuk Tuk los. Dieses Mal habe ich einen Begleiter … der kleine Sohn des Fahrers sitzt neben mir und wir werden die Ruinen gemeinsam erkunden.
Eigentlich nicht viel Neues. Die alten Gebäude sehen unterschiedlich aus, sind alle in desolatem Zustand und doch gleichen sich die Trümmerhaufen irgendwie. An etlichen werden Rekonstruktionsmaßnahmen durchgeführt … in meinen Augen ein aussichtsloses Unterfangen. Es ist einfach zu viel, einfach unmöglich, dieses Puzzle aus Millionen von Teilen wieder zusammen zu fügen. Was haben hier Menschen vor mehr als 1.000 Jahren geleistet! Was für ein Arbeitsaufwand betrieben wurde, um solch eine Metropole zu errichten, die noch heute durch diese gewaltigen Monumente beeindruckt.
Die Nachkommen der damaligen Erbauer leben überwiegend in Wellblechhütten und erbetteln sich den Lebensunterhalt mit Verkauf von Krims-Krams an Ausländer.
Zum Abendessen lade ich den Tuk-Tuk-Fahrer und seinen Sprössling ein. Die Wahl der Gaststätte überlasse ich ihm … und er fährt uns in eine Gaststätte, in der man sein Essen selber zubereiten muss. Ein Wellblechdach und die Wände aus diversen anderen Materialien – so vorhanden.
Ich bin in Pattaya schon mal in solch ein Restaurant geraten und auch dort war mir das öffentliche Massen- Fondue gegen den Strich gegangen. Warum in eine Gaststätte gehen und mir dort auf einem Spirituskocher die Suppe aus vorbereiteten Zutaten selber bereiten!?
Dazu der entsetzliche Widerhall in dieser Lagerhalle vom Stimmengewirr der Gäste und von der Musik in miserabler Qualität.
Dem Kleinen habe ich ein Sandeimerchen mit Sandformen und Schaufeln gekauft und er ist damit vollauf beschäftigt; Eine Unterhaltung mit seinem Vater ist wegen des Lärms kaum möglich.
Dieses Mal lasse ich mich in das Hotel fahren, dusche dort ausgiebig und beschließe, dass der Tag lang genug war und ich mich für die dritte Tour am nächsten Tag ausruhen muss.
4. August 2013
Wir fahren heute etwas weiter nach Außerhalb, auf dem Plan stehen nur 2 kleinere Tempel, die aber recht gut erhalten sind bzw. an denen bereits vor etlichen Jahren Erhaltungsmaßnahmen durchgeführt wurden, wie man unschwer an geborstenen Stahlbetonteilen erkennen kann.
Zwischen den beiden Ruinen bitte ich den Fahrer – sein Name ist Sia Sari – an einem Restaurant zu halten, damit wir Mittag essen können. Er fährt aber an etlichen Gaststätten der Einheimischen vorbei und hält erst am zu besichtigenden Objekt an.
Dauert auch nicht lange, dann habe ich alles gesehen. Fotos kann ich keine mehr machen, ich habe schlichtweg vergessen, die Kamera aufzuladen.
Mein Sia liegt in der Hängematte bei der Gaststätte und ich werden sehr freundlich an einen Platz geführt und bekomme die Speisekarte gereicht. Die Gerichte hier sind nicht unter 5 $ zu haben und ich werde sauer. Sia bekommt sein Essen mit anderen Kollegen zusammen ein paar Tische weiter.
Ich bestelle mir eine Cola und bezahle dafür unverschämte 2 $.
Als wir wieder losfahren wollen, spreche ich mit Sia, erkläre ihm, das ich etwas sauer auf ihn bin und das er doch bitte mit mir sprechen soll, wenn er vor hat, eine Promotiontour abzuziehen.
Klar, dass er sein Essen umsonst bekommt, wenn er zahlende Gäste in dieses Restaurant bringt
Wir fahren wieder los und nach nicht mehr als 3 Minuten kommen wir an ein Restaurant, das von Einheimischen recht gut besucht ist. Sia meint was von „Spaghetti“ und das es hier nur Frühstück geben würde – dann haben aber auch etliche Khmer erst um 2 Uhr am Nachmittag ihre morgentliche Mahlzeit. Die Glasnudelsuppe mit viel schmackhaftem Gemüse und Hühnerfleisch ist köstlich aber mein Vertrauen in den Burschen sinkt um eine weitere Stufe. Ich bezahle 1,50 $ für mein Essen und wir fahren zurück in das Gasthaus.
Seit Pattaya schleppe ich auch flüssiges Waschmittel im Koffer mit mir rum. Ich wasche damit die durchgeschwitzten T-Shirts. Das geht meist schneller als der Gang zum Laundry und spart zudem.
Den Koffer werde ich alleine reparieren können. Dazu benötige ich nur etwas Draht oder einen kleinen Nagel, damit die verbleibenden Rollen nicht auch noch verloren gehen. Ich muss nur die beiden inneren Rollen nach außen versetzen und die Welle fixieren.
Meine Brille ist aber nicht so leicht zu reparieren. Irgendwie hatte ich die auf mein Bett gelegt und mich nachts wohl ein paarmal darüber gewälzt mit dem Ergebnis, dass ein Bügel ganz abgebrochen ist und der andere stark verbogen. Wenn der Optiker hier das morgen nicht hin bekommt, hoffe ich, dass er ein passendes Gestell für die Gläser für mich hat. Gut das ich hierfür Ersatz mit habe, auch wenn da keine Gleitsichtgläser drin sind.
5. August2013
Heute lass ich es ganz entspannt angehen. Nach dem Frühstück wasche ich ein paar Sachen durch, dann brauche ich Zigaretten und unterwegs suche ich mir etwas, den Koffer zu reparieren. Nicht so einfach, mit einer Brille, deren Sehstärke nicht so ganz passt. Ich erkenne aber einen weggeworfenen Regenschirm in einem Mülleimer und da ist genau das an Draht dran, was ich brauche. Die Reparatur klappt, der Koffer rollt wieder, fällt mir aber auf den großen Zeh des linken Fußes. Da ich den vorher nicht leer gemacht hatte, tut das höllisch weh …
Ich ziehe mit meiner kaputten Brille los und der erste Optiker bestätigt mir, dass die nicht mehr zu reparieren ist - der hat auch keine andere Fassung da, in der die Gläser passen würden.
Ich hole mir eine zweite Meinung ein und bekomme bestätigt, dass ein irrepa